August 10, 2021 Fabian Kracht

Service IT? Business IT? Organisationsmodelle der IT und unser Verständnis

Buzzwords der Digitalisierung entzaubert #3

Zuerst der disclaimer: Es gibt vermutlich Dutzende von guten und durchdachten Organisationsmodellen für die IT. Und wahrscheinlich haben auch alle ihre Berechtigung. Viel hilft aber nicht immer viel, daher teilen wir hier heute mal unseren Blick auf IT-Organisation.
Dieses Modell hat sich in unseren Projekten bewährt und wir finden, es ermöglicht ein gemeinsames Verständnis, wie IT zu organisieren ist: zwischen der IT selbst, dem Top Management und den Fachfunktionen.

1. IT als „Maschinenraum“: Die IT Teams sind nach Technologie (z.B. im Gegensatz zu Prozessen) organisiert, sie baut viel Software selbst, kennt alle Server im eigenen Rechenzentrum beim Vornamen, ist kapazitativ eher dünn aufgestellt und wird kosten-sensitiv geführt. Eine eher traditionelle Organisationsform, die aber in vielen erfolgreichen Unternehmen so gelebt wird. Ob die Organisation so unverändert fortbestehen sollte, hängt davon ab, wie das Unternehmen seine (digitale) Zukunft plant.

2. IT als Service Partner: Die IT Teams sind nach Services organisiert (z.B. Client Support, Infrastruktur, ERP Support) und werden über Service Level Agreements gesteuert (z.B. First Level Lösungsquoten, Supportzeiten, Verfügbarkeiten). Die Orientierung an Service Prozess-Standards wie ITIL ermöglicht relativ flexibles In- und Outsourcing bzw. das Zukaufen externer Servicekapazitäten. Entsprechend wird eine Service-IT eher kostenorientiert geführt.

3. IT als Business Partner: Eine moderne Organisationsform der IT, bei der ihre Organisation (zu Teilen) an den Kernprozessen des Unternehmens ausgerichtet werden, z.B. IT Business Partner für Werke, für Vertriebe und für cross-funktionale Applikationen wie Business Intelligence und Datenmanagement. Die Anforderungen an die Mitarbeiter in solch einer IT sind höher: Sie müssen sowohl IT als auch Business verstehen, proaktiv die Fachfunktionen unterstützen und einen eigenen Innovationsanspruch haben. Entsprechend ist eine enge Verzahnung mit den Fachfunktionen wichtig, eine solche IT wird nach Kosten-Nutzen-Abwägungen gesteuert (z.B. Kosten/ Nutzen für Effizienzsteigerungen durch Technologie im Vertrieb).

4. IT ist das Geschäft selbst: Das Kerngeschäft des Unternehmens ist IT (z.B. SAP oder Microsoft aber auch bei start-ups wie Cosuno). Damit rückt die IT selbst ins Zentrum des Unternehmens, weil sie den Kernprozess bildet. Für ein typisches Industrieunternehmen höchstens für Spezialanwendungen der Fall, wenn z.B. Maschinen verkauft werden, die mit ihrer eingebauten Software und z.B. KI Produktionsprozesse beim Kunden in-line messen und steuern.

Wie oft im Leben, gibt’s diese Modelle nicht nur in Reinform, sondern auch erfolgreich gemischt. Teile der IT sind dann z.B. service-orientiert organisiert (z.B. Client Support), während andere Teile der IT am Business ausgerichtet und eng mit den Fachfunktionen verzahnt sind.