Dezember 1, 2022 rebekka.reiner

Startup-Vorstellung mesakumo

Absolventum interviewt Fabian Kracht

Absolventum Mitglied Dr. Fabian Kracht hat an der Universität Mannheim Betriebswirtschaft studiert und dort 2005 seinen Abschluss als Diplom-Kaufmann gemacht. Seine Studienschwerpunkte waren Marketing, Controlling & Produktionswirtschaft und Wirtschaftsprüfung & Treuhandwesen. Danach war er sechzehn Jahre bei dem Familienunternehmen PERI tätig und ist dort bereits mit Mitte Dreißig Geschäftsführer geworden. Seine Promotion hat er berufsgleitend gemacht. Der Gründungsgedanke war schon während seines Studiums immer wieder da, aber erst im Mai 2021 hat er mit seinem Mitgründer Richard Ritz, ehemaliger Kollege von PERI, das Unternehmen mesakumo gegründet, das Konzeption und Umsetzungsbegleitung von digitalen Transformationsstrategien im Mittelstand anbietet. Im Interview erzählt er uns, warum jetzt der richtige Zeitpunkt für ihn war, zu gründen.

 

Wie seid ihr auf die Idee für mesakumo gekommen?

Die Gründungsidee war schon etwas älter. Mein Mitgründer und ich haben zusammen bei PERI gearbeitet und waren 2019 zusammen auf einer USA-Reise. Zu dieser Zeit waren wir mit der digitalen Transformation schon relativ weit und haben uns gesagt: „Wahrscheinlich müssen wir uns bald entscheiden, mit welchem der großen Public Cloud Anbieter wir zukünftig hauptsächlich arbeiten wollen“. Damals ging es konkret um Amazon Web Services oder Microsoft Azure, da wir mit beiden schon unterwegs waren. Um diese Auswahl zu treffen, waren wir dann gemeinsam eine Woche in Seattle, um uns in den jeweiligen Executive Briefing Centers erklären zu lassen, wie die Unternehmenswelt in fünf bis zehn Jahren mit AWS oder Azure digital transformiert aussehen wird. Das war total beeindruckend. Abends haben wir dann bei Burger und Bier – daher gibt es den Burger auch auf unserer Webseite – die Erkenntnis hinter unserer heutigen Gründung diskutiert. Uns wurde bewusst, dass „die Cloud“ in Zukunft immens wichtig für Industrieunternehmen wird, weil neben der klassischen, ingenieursgetriebenen Entwicklung von Produkt- und Geschäftsmodellen ganz viel Innovationskraft „aus der Steckdose“ kommen wird. Und dann braucht es Übersetzungsfähigkeiten, um in erfolgreichen mittelständischen Unternehmen die Potenziale moderner Digitaltechnologie für bestehende und neue Geschäftsmodelle zu erkennen und zu nutzen.

 

„mesakumo“ ist erstmal ein ungewöhnlicher Unternehmensname. Wie seid ihr darauf gekommen?

Da die Cloud ein Teil der Gründungsidee und so etwas wie ein Erweckungsmoment war, sollte der Begriff im Namen vorkommen. Allerdings wird der Begriff „Cloud“ schon sehr häufig in Namen von Unternehmen und Produkten genutzt, daher mussten wir etwas kreativer werden. Mein Mitgründer ist ein großer Asien-Fan. „Kumo“ heißt auf Japanisch „die Wolke“, damit war der Teil klar.

Dann haben wir überlegt, dass griechische Vorsilben in der Vergangenheit gut für uns waren, „peri“ ist ja auch eine solche. Daher haben wir ganz klassisch im Wörterbuch nachgeschlagen und sind auf „mesa“ gestoßen, was so viel heißt wie hinein. Zusammengesetzt also „in die Wolke hinein, auf in die Cloud“ – mesakumo.

 

Was hat bei euch den Anlass gegeben, jetzt, nach einigen Jahren in einer erfolgreichen Anstellung, zu gründen?

Ehrlich gesagt hatte ich schon während des Studiums immer wieder Gründungsideen. Ich habe dann nach Ende meines Studiums aber entschieden, erstmal als Angestellter zu arbeiten. Insgesamt wurden daraus 16 Jahre bei PERI, hatte aber auch dort immer wieder Gründungsideen, die ich allerdings nie durchgezogen habe.

Dann war ich in den letzten sieben Jahren bei PERI CFO und als Geschäftsführer u.a. für den Bereich digitale Transformation zuständig, mein Mitgründer war der CIO oder IT-Leiter. In dieser Zeit ist unsere Idee entstanden und wir haben uns gesagt: „Mit unserem Wissen und der Erfahrung können wir Unternehmern im gehobenen Mittelstand wirklich etwas Relevantes anbieten.“ Denn sehr viele tun sich schwer, digitale Transformation umfassende für Ihr Unternehmen anzugehen. Es gibt im Grunde zwei Fragen, die dafür ausschlaggebend sind: Wie gestaltet man digitale Transformation inhaltlich, damit sie wirklich etwas bringt? Und mit wem macht man digitale Transformation, damit sie das Unternehmen und nicht nur den Berater weiterbringt? Das heißt, es gibt ein Kompetenzdefizit und ein Vertrauensdefizit, was viele Unternehmer zögern lässt. Und da haben wir uns mit unserem Hintergrund Chancen ausgerechnet.

Unsere Idee war, dass wir bei beiden Punkten ansetzen können, weil wir es einfach schon mal selbst und operativ gemacht haben, und zwar im Mittelstand. Das heißt, wir können echte Geschichten zu echten Projekten erzählen und echte Erfahrung vorweisen, auch solche, bei denen etwas schief gegangen ist und können diese Erfahrungen auch teilen.

Der Unterschied ist, dass wir durch unsere langjährige Berufserfahrung nicht theorielastig sind, was Beratern manchmal vorgeworfen wird, sondern sehr praktisch und pragmatisch handeln und denken.

 

Eure Kunden sind mittelständische Unternehmen. Wie läuft eure Akquise?

Tatsächlich haben wir bisher viele Kundenbeziehungen über Empfehlungen aufgebaut. Selbstverständlich ist unser Vorteil, dass wir vorher schon ein gutes Netzwerk hatten, dadurch, dass ich einige Jahre Geschäftsführer im gehobenen Mittelstand war und mein Mitgründer IT-Leiter. Die ersten Projekte kamen so zustande, dass Bekannte direkt auf uns zu kamen, weil sie mitbekommen hatten, dass wir ein eigenes Unternehmen gegründet hatten. Die folgenden Projekte sind dann durch neue Kontakte aus dem Netzwerk und Weiterempfehlungen entstanden.

 

An welche Kunden / Unternehmen richtet ihr euch genau?

Bei unseren Kunden ist es oft so, dass mal eine App hier, mal ein digitaler Prozess dort eingerichtet wurde. Aber nach ein paar Wochen und Monaten stellt man dann fest, dass das alles Inseln sind, die nicht miteinander zusammenhängen und es kein durchgängiges Konzept gibt. Dadurch kippt die ursprüngliche Euphorie schnell. Wir setzen an diesem Punkt an und erarbeiten mit unseren KundInnen ein Gesamtkonzept für ihre digitale Transformation; immer abgeleitet aus dem spezifischen Geschäftsmodell und den konkreten Unternehmenszielen.

Andere Kunden sind bereits recht weit mit ihrer digitalen Transformation und haben schon digitale, datenbasierte Geschäftsmodelle am Markt etabliert. Denen fehlt dann aber manchmal die Rückseite dazu, sprich: die Verkettung ihrer IT mit der digitalen Außenwelt am Markt. Da helfen wir dann, die passende IT-Strategie zur bestehenden Digital-Strategie auszuarbeiten.

Mit diesem Angebot richten wir uns vor allem an KundInnen aus dem gehobenen Mittelstand, mit einem Jahresumsatz ganz grob zwischen fünfzig Millionen und einer Milliarde, das ist ungefähr die Größenklasse, in der wir uns wohlfühlen. Das liegt daran, dass wir in dieser Größenordnung durch unsere frühere operative Erfahrung einfach viel zu bieten, viel gesehen und viel gemacht haben. Wir arbeiten gerne für Familienunternehmen, da wir deren Besonderheiten kennen. Ansonsten sind unsere Kunden meist industriell geprägt, haben erklärungsbedürftige Produkte und entwickeln und stellen diese selbst her.

 

Was war das Besondere an der Idee von mesakumo und was ist euer Wettbewerbsvorteil?

Es gibt viele gute Beratungsunternehmen, die Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation unterstützen. Was uns auszeichnet, ist unsere „been-there-done-that“ Erfahrung. Das bekommen wir ganz stark von unseren KundInnen und InteressentInnen gespiegelt: „Ihr habt Konzeption und Umsetzung halt schon gemacht. Nicht nur als Berater, sondern als verantwortliche Personen in einem Industrieunternehmen. Mit der Digitalen Transformation ist man zwar im Grunde nie fertig, aber wenn man sich bereits 7 Jahre damit beschäftigt hat, hat man schon einiges mitgemacht und hilfreiche Erfahrung gesammelt.

Ich denke, was uns auch noch auszeichnet, ist unser Zweiergespann als Gründer. Denn auf der Kundenseite sitzen in der Regel Geschäftsführer und IT-Leiter und das spiegeln wir mit unserer Erfahrung auf mesakumo Seite. Damit finden wir sehr schnell Gesprächsebenen und gegenseitiges Verständnis.

 

Wie sieht eure Personalstruktur bei mesakumo aus?

Wir sind inzwischen dreizehn MitarbeiterInnen, 7 Männer und 6 Frauen, und das nach eineinhalb Jahren. Wir wachsen ziemlich zügig. Wir stellen eher erfahrene Leute ein, zwischen 5 und 30 Jahren relevanter Berufserfahrung. Gerade haben wir einen neuen Kollegen eingestellt, der war über zwanzig Jahre bereits IT-Leiter in verschiedenen mittelständischen Unternehmen. Bei den KundInnen kommt das sehr gut an. Der Kunde führt sich gut aufgehoben, da klar ist, dort sitzt einer, der hat genau dieses Thema schon gemacht.

 

Habt ihr euch aus eigenen Mitteln finanziert oder mit Investoren zusammengearbeitet?

Nein, wir haben bewusst keine Investoren reingenommen. Das Einzige, das wir in Anspruch genommen haben, ist ein Gründungskredit von der L-Bank. Uns war sehr wichtig, unsere eigene Firma aufzubauen und nicht in die Position zu kommen, Rechenschaft ablegen zu müssen. Ich finde gerade am Anfang muss man für wenig Geld relativ viel Anteile abgeben.

Unser Vorteil war natürlich, dass wir vorher gutbezahlte Jobs hatten und etwas riskieren konnten. Wir haben uns pragmatisch gesagt: „Wir schaffen es, maximal drei Jahre lang auszuprobieren, bis alle Reserven aufgebraucht sind. Wenn wir es aber nach drei Jahren nicht geschafft haben, ein Unternehmen aufzubauen, was uns Gehalt bezahlen kann, dann sind wir auch keine guten Unternehmer. Dann lassen wir uns wieder anstellen.“

 

Und hast du spezielle Tipps für Studierende, die gründen möchten?

Ich würde schon sagen, dass es hilft, wenn man vor der Gründung erstmal Berufserfahrung sammelt, in einem stabilen Kontext, weil man viele Fehler dann einfach nicht mehr selbst machen muss, aber die Erfahrungen schon mitnehmen kann. Sei es in einem Konzern, im Mittelstand oder auch in einem Startup. Dann kann der Zeitpunkt kommen, dass ich einerseits ausreichend Erfahrung habe, aber andererseits auch noch genügend Energie, Lust und Kraft, in die Gründung zu gehen. Man kann auch noch mit Anfang 40 den Schritt gehen.

 

Du warst auch schon Mentor bei ABSOLVENTUM, richtig?

Ja, war ich schon mehrfach. Gerne stehe ich auch in Zukunft als Mentor wieder zur Verfügung, auch für einen Austausch im Bereich Gründung oder Startup. Ich denke es ist für jeden interessant, der eine Gründungsidee hat, sich mit anderen dazu auszutauschen.

 

 

Text: Fabian Kracht, Simone Fioretto